Das Leben an einer High School

Die Erfahrung, ausländische High School Luft schnuppern zu können, ist einmalig! Da es im Ausland keine Unterteilung zwischen Haupt- und Realschule bzw. Gymnasium gibt, wirst du in deiner neuen Schule auf die unterschiedlichsten Menschen treffen. Diese aber haben alle eines gemeinsam: diesen famosen »High School Spirit«.

Hinter dem Begriff versteckt sich ein unheimlich starkes Gemeinschaftsgefühl, das neben dem Unterricht vor allem in Sportveranstaltungen ausgelebt wird. Jeder Beteiligte trägt Kleidung und Schmuck in den Schulfarben, um seine Zugehörigkeit zu demonstrieren und bis in die letzten Reihen der Zuschauertribünen wird geklatscht und gecheert.

Abgesehen davon hat natürlich jede Schule trotzdem ihren eigenen Charakter. Auch die Größe kann von ein paar hundert Schülern bis zu über tausend variieren. Mit dem Fahrrad zu fahren oder zu Fuß zu gehen ist für gewöhnlich nicht die gängige Art zur Schule zu kommen; oft fahren die Eltern ihre Kinder mit dem Auto oder der Schüler fährt mit dem Schulbus zur Schule. Der öffentliche Bus wird meist nur genommen, wenn es nicht anders geht.

Dein Sprung ins kalte Wasser

Wenn du bei deinem Schüleraustausch zum ersten Mal zu deiner neuen Schule kommst, wirst du sicher sehr aufgeregt sein, dich vielleicht auch ein wenig unsicher fühlen unter den ganzen fremden Jugendlichen. Das ist ganz normal und geht jedem so, der gerade die Schule wechselt! In Amerika werden dir zumindest die langen Gänge mit den Spinden aus diversen High School Filmen bekannt vorkommen.

Zum Start wirst du dich sicher im Sekretariat melden müssen oder im Büro eines bestimmten Lehrers, der dir eine kleine Einführung gibt und dich wahrscheinlich über den Stundenplan informiert. Wenn du den Raum nicht findest, musst du einfach einen Schüler oder eine Schülerin fragen. Normalerweise wirst du nicht sofort angesprochen werden, aber wenn du einen Schritt auf deine neuen Mitschüler zumachst, wirst du bestimmt eine nette Antwort erhalten.

Dein Stundenplan

Welche Klasse wirst du besuchen? Welche Fächer wirst du haben? Das werden wohl die zwei Fragen sein, die du dir vor deinem ersten Schultag im Ausland am häufigsten stellen wirst. Da in den Ländern, in denen ein High-School-Aufenthalt möglich ist, das Schulsystem meist aus einem Kurssystem besteht, wirst du je nach Land und Schule verschieden große Freiheiten haben, dir deinen eigenen Stundenplan zusammenzustellen. Es kann dir passieren, dass du diverse exotische Fächer zur Auswahl hast, die du aus Deutschland gar nicht kennst. Oder dass du einige Kurse belegst, in denen das Alter der Schüler variiert.

Die Einstufung in das richtige Level wird wahrscheinlich ein Lehrer vor Ort vornehmen. Hilfreich sind dabei deine Leistungsnachweise der zuletzt abgeschlossenen Jahrgangsstufe in Deutschland. Eventuell musst du auch darauf achten, Fächer zu wählen, die dir nach deiner Rückkehr nach Deutschland von deiner Schule angerechnet werden – bitte bespreche dich hierzu mit deiner Schule in Deutschland. Du solltest unbedingt im Blick behalten, dass manche Fächer, wie z.B. romanische Sprachen in vielen Ländern eher selten angeboten werden.

Ansonsten kannst du dir beim Zusammenstellen deines Stundenplans aber von den Lehrern helfen lassen, die dir zusätzliche Infos über Kurse und Lehrinhalte geben können. Manchmal ist ein bestimmter Lehrplan Vorschrift, der wenig bis keine individuellen Entscheidungen erlaubt, aber in den gängigen Ländern (USA, Kanada, Australien, Neuseeland) wird es einen Pool mit einer Hand voll Wahlpflichtfächern geben, aus dem du auswählen kannst. Wichtig ist auf jeden Fall, dass du dich nicht nur auf Noten versteifst, sondern auch mal »exotische« Fächer belegst, die es in Deutschland nicht als Unterrichtsfach gibt! Auch der Schultag an sich mit Unterrichtsbeginn und -ende, Länge der Stunden und Pausen ist je nach Land ganz unterschiedlich.

In der Regel verbringst du mehr Zeit in der Schule als zu Hause. Viele Schüler treffen sich nach ihren Pflichtstunden für zusätzliche sportliche und andere Aktivitäten an der Schule. Diese Clubs kannst auch du prima nutzen, um neue Bekanntschaften zu machen - genauso wie die Mittagspause, in der du dich mit anderen in der Mensa für eine warme Mahlzeit oder eine mitgebrachte Brotzeit treffen kannst.

Deine erste Unterrichtsstunde

Um einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen, solltest du auf jeden Fall pünktlich sein. Zu spät kommen wird nirgends gern gesehen. Im Unterrichtsraum angekommen, wird es dir im ersten Moment vielleicht schwer fallen, nicht nur auf den Boden zu starren und dir schnell einen freien Platz zu suchen.

Doch keine Angst, die Schüler kennen sich je nach Größe der Schule mitunter selbst noch nicht so gut untereinander, weil sie wegen der Kurswahl immer wieder von Neuem zusammengewürfelt werden. Ihnen und auch dem Lehrer geht es also nicht anders als dir! Diese anfängliche Anonymität kannst du dir durchaus zunutze machen und ein unverfängliches Gespräch anfangen. Falls die anderen Schüler es vorher nicht wahrgenommen haben, spätestens wenn du den Mund aufmachst, wird man bemerken, dass du Deutscher bist. Für deine Aussprache und deinen Akzent brauchst du dich aber nicht zu schämen – deshalb bist du ja dort: Um deine Sprachefertigkeiten zu verbessern. Es ist völlig normal, dass du ein paar Anpassungsschwierigkeiten hast und Sprachmissverständnisse auftauchen, aber nichtsdestotrotz solltest du am Ball bleiben. Denn: Du wirst sehr schnell viel besser werden und Fortschritte erkennen. Das tut gut!

Wenn du dir Mühe gibst bei deinen Arbeitsaufträgen und gewissenhaft arbeitest, wird das auch der Lehrer anerkennend zur Kenntnis nehmen. Der Unterricht an sich wird nicht sehr viel anders sein als Zuhause, auch wenn es natürlich von Land zu Land ein paar Unterschiede gibt. Du kannst erwarten, dass es vergleichsweise viel Frontalunterricht gibt mit einem kleinen Anteil Gruppenarbeit. Und statt dem »Ausfragen« gibt es teilweise täglich Kurztests, um das Gelernte abzufragen.

Hinweis: In einigen Ländern wird von dir erwartet, dass du in der Schule einen gewissen Notendurchschnitt erreichst. Du musst also richtig mitmachen und kannst dich nicht nur erholen, auch wenn du das Schuljahr in Deutschland gegebenenfalls wiederholen musst.

Deine Mitschüler

Du wirst während deines Auslandsaufenthalts sehr viel Zeit in der Schule verbringen, die du natürlich so angenehm wie möglich gestalten willst. Die High School ist dabei der ideale Ort, um neue Bekanntschaften zu schließen. Stell dich darauf ein, dass vor allem anfangs viele neugierige Fragen auf dich warten, die mit der Zeit weniger werden, weil man sich an dich gewöhnt hat.

Dann ist es wichtig den Wortschatz zu erweitern, dich zu üben, indem du einfach Leute ansprichst. Dabei kannst du ruhig hartnäckig sein, auch wenn du dich überwinden musst oder ein paar blöde Antworten zurückkommen. Am einfachsten wird dir das Kontakteknüpfen in Sportfächern und Clubs fallen, da die Atmosphäre etwas lockerer ist und diese Kurse weniger Unterrichtscharakter haben als andere.

Es kann sein, dass du im Ausland völlig anders wahrgenommen wirst als bisher in Deutschland. Deine Rolle in der Klasse kann auf einmal eine ganz andere sein. Du kannst diese Situation als Chance sehen, dich einmal ganz neu auszuprobieren! Wichtig ist nur, dass du offen bleibst. Die Schule zu unterstützen, an Veranstaltungen teilzunehmen oder mitzuhelfen spielt dabei eine große Rolle.