Wie kann ich Konfrontationen von vornherein vermeiden?
Man kann grundsätzlich davon ausgehen, dass jeder Mensch ungern streitet, dazu gehören sicherlich auch die Mitglieder deiner Gastfamilie. Deshalb kannst du dir vor deiner Abreise ein paar Hintergründe vor Augen führen, die dir helfen, erst gar keine unangenehmen Situationen entstehen zu lassen:
Die »Beschnupperungsphase«
Eine Eingewöhnungsphase am Anfang ist ganz normal (für beide Seiten), da du und die Familie erst einmal lernen müsst, euch gegenseitig an eurem Privatleben teilnehmen zu lassen. Ihr werdet euren Alltag etwas umstellen und aneinander anpassen müssen. Ein Tagesablauf ist dabei nicht zu schwer zu meistern, und wenn du ein bisschen für dich sein willst, kannst du das gerne ansprechen.
Dir unbekannte, unausgesprochene Familienregeln können da eher ein Problem darstellen. Wenn du dir deswegen unsicher bist, solltest du aufkommende Fragen jedoch möglichst schnell klären oder aufschreiben. Rede mit deiner Familie und frag nach wenn du etwas nicht verstehst. So lassen sich Missverständnisse am schnellsten aus dem Weg räumen.
Beide Seiten haben Interesse am Austausch!
Mache dir zudem bewusst, dass die Gastfamilien in der Regel nicht (nur) am Geld interessiert sind. Für viele ist die Aufnahme eines Jugendlichen eine Form von interkulturellem Austausch, den sie so nicht erleben könnten, weil ihnen die Zeit oder das Geld für ausgedehnte Reisen fehlt. Ihr Motiv ist die internationale Völkerverständigung, daher rührt auch das Bedürfnis, zu Menschen aus dem Ausland Kontakt zu haben.
Mache dir zudem bewusst, dass die Gastfamilien in der Regel grundsätzlich Interesse an einem interkulturellen Austausch haben. Vielen fehlt die Zeit oder das Geld für eigene ausgedehnte Reisen, sodass die Aufnahme eines Jugendlichen eine besondere Erfahrung darstellt.
Manche Gasteltern fühlen sich Zuhause auch alleine, weil ihre eigenen Kinder schon längst aus dem Haus sind und freuen sich über ein neues Familienmitglied auf Zeit. Andere Eltern mit Einzelkindern wollen, dass ihr Kind lernt, mit einer Schwester oder einem Bruder zusammen zu leben. Alles in allem kann man mit Sicherheit sagen, dass sich die Familie größte Mühe gibt, dir ein schönes Zuhause zu bieten und sich auf dich und mit dir freut.
Es kann sein, dass deine Gasteltern finanziell schlechter gestellt sind als deine Eltern in Deutschland. Manchmal sind beide Elternteile berufstätig, was bedeuten kann, dass sie für dich nur begrenzte Freizeit oder begrenzte Mittel zur Verfügung haben.
Es muss nicht immer eine Großstadt sein
Falls du Angst hast, mitten im Nirgendwo zu landen, kannst du beruhigt sein. Denn die mehrheitliche Erfahrung zeigt, dass das auch Vorteile haben kann. In einem Dorf gibt es genauso ein Freizeitangebot, wenn auch eine kleinere Auswahl an Möglichkeiten. Da aber du die »Attraktion« sein wirst, wird dir die Kontaktaufnahme sicherlich leichter fallen. Außerdem ist ein kleinerer Ort noch nicht touristisch überlaufen. Bedenke auch, dass du in Großstädten wahrscheinlich auch nicht alles erleben könntest, was du möchtest, weil es dir als Minderjähriger entweder nicht erlaubt oder zu gefährlich ist.
Sonntags geht es in die Kirche
In den USA sowie in einigen lateinamerikanischen Ländern gehört der sonntägliche Gottesdienstbesuch für manche Familien zum Alltag. Das soll dich nicht abschrecken, sondern dir im Gegenteil die Möglichkeit geben, andere Abläufe kennen zu lernen, deine eigenen Werte zu überdenken und, ganz praktisch, weitere Kontakte zu knüpfen! Der Kirchgang als soziales Ereignis kann dir nämlich auch helfen, Anschluss zu finden. Viele Veranstaltungen werden von Kirchen organisiert.
Nicht fluchen, sondern lächeln...
Was die Kommunikation innerhalb der Gastfamilie angeht, solltest du auf eine gepflegte Ausdrucksweise achten und z.B. nicht fluchen, selbst wenn die Gastgeschwister es tun. Manche Gasteltern sind es eventuell nicht gewöhnt, dass Kinder mit ihnen etwas ausdiskutieren wollen und verstehen dies ggf. als mangelnden Respekt. Der Austauschschüler hingegen fühlt sich in seiner neu erfahrenen Selbstständigkeit beschnitten und bevormundet.
In dieser Situation ist es natürlich nicht ganz einfach, sich auf einen Kompromiss zu einigen. Wenn es aber keine Dinge sind, mit denen du überhaupt nicht leben kannst, kannst du dein Missfallen auch verbergen und lächeln, denn andere Länder, andere Sitten… Ein Streit lohnt sich eigentlich nicht, denn wenn du Pech hast, denkt die Familie vielleicht am Ende fälschlicherweise, du seist undankbar.