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Die Zeit vergeht wie im Flug

Die Zeit vergeht wie im Flug

Unsere diesjährige Stipendiatin Carolin befindet sich auf dem Endspurt ihres Auslandsjahres in den USA.

Unsere diesjährige Stipendiatin Carolin befindet sich auf dem Endspurt ihres Auslandsjahres in den USA. Was in ihren letzten Wochen hier noch alles passiert ist, erfahrt ihr in diesem Bericht.

The U.P.

Da das Wetter immer besser wurde und der Schnee langsam Michigan verlassen hat, haben meine Gastfamilie und ich Mitte März einen Tagesausflug zur Upper Peninsula in Michigan gemacht. Die Obere Halbinsel von Michigan ist wirklich Natur pur. Die Halbinsel ist von Lake Michigan, Lake Superior und Lake Huron umgegeben. Um auf die Insel zu kommen, muss man die Mackinac Bridge, die acht Kilometer lang ist, überqueren. Als wir dort oben waren, war das Wasser auch noch teilweise gefroren, und man konnte noch Eisschollen auf dem Wasser sehen.

Nachher, als wir dann auf der Halbinsel waren, haben wir bei einem Strand Halt gemacht. Ich und meine kleine Gastschwester konnten dann sogar auf dem See gehen, da dieser zugefroren war. Mein Gastvater hat mir dann auch noch das berühmte blaue Eis gezeigt, was wirklich total schön aussah. Er hat mir dann auch erklärt, dass es nicht wirklich blau ist, sondern es einfach nur daran liegt, wie die Sonne das Eis trifft.

Danach mussten wir noch ein bisschen fahren, um nach Kitch-iti-kipi zu kommen, eine kleine Oase. Das Wasser dort ist kristallklar und durch hydraulischen Druck sieht es aus, als ob das Wasser an manchen Stellen »kochen« würde. Bei dieser Touristenattraktion gibt es ein kleines Boot, mit dem man sich übers Wasser ziehen konnte. Es war wirklich unglaublich da und kein Foto dieser Welt wird jemals diesem schönen Ort gerecht.

Neues Trimester

Kurz darauf hat dann das neue Trimester angefangen. Von nun an habe ich folgende Klassen: Englisch II, Psychologie II, Algebra II, Health II und Biologie II. Man merkt sehr, dass das Schuljahr so langsam zu Ende geht. Die Seniors sind in weniger als einem Monat fertig, worüber ich persönlich sehr traurig bin, da ich mich mit vielen der Seniors angefreundet habe und sie somit nicht mehr sehen werde. Aber alle meine Klassen sind sehr entspannt und es ist wirklich mein Lieblings-Trimester, da ich in jeder meiner Klassen eine enge Freundin habe und mich Lehrer unterrichten, die ich schon seit dem ersten Trimester habe und wir sehr gut miteinander klarkommen.

Außerdem hat die Fußball-Saison angefangen und noch vor der Spring Break begann das Training. Anfangs konnten wir noch nicht nach draußen, da auf dem Fußballplatz immer noch sehr viel Schnee lag. Deswegen waren wir zuerst in der Turnhalle, wo wir uns dann hauptsächlich mit Ausdauer beschäftigt haben. Nach der Spring Break waren wir dann auch draußen fürs Training. Die ersten Fußballspiele mussten wegen schlechtem Wetter abgesagt werden. Aber in der zweiten Wochen nach den Ferien hatten wir dann doch unser erstes Spiel. Das war der komplette Reinfall, wir haben 0-8 verloren, worüber unser Coach natürlich überhaupt nicht glücklich war. Aber wir sind ein komplett neues Team, mit vielen, die zum ersten Mal spielen. Das zweite Spiel haben wir leider auch verloren, dennoch hat man eine große Verbesserung gesehen. Wir haben nur 0-3 verloren und das gegen eine der besten Schulen, was auch große Anerkennung von unserem »Athletic Director« bekommen hat. Mal gucken, wie es weitergeht!

Für dieses Trimester habe ich mir auch vorgenommen, was ich vielleicht von Anfang an hätte machen sollen: Einfach alles das zu machen, was ich noch machen möchte, und nicht darüber nachzudenken, was andere von mir denken. Macht die lustigen Sachen, macht euch zum Affen. Wenn euch die anderen komisch finden oder euch nicht mögen, dann ist es wirklich egal, weil nächstes Jahr müsst ihr die nicht wiedersehen, wenn ihr das nicht wollt. Das hier ist euer Jahr und es sollte das Beste sein! Macht es für euch und nicht für irgendjemanden anders. Wenn ihr Trips habt, die ihr unbedingt machen wollt, dann fragt eure Gastfamilie, damit ihr es nicht bereut. Damit habe ich erst in diesem Trimester angefangen und mein Auslandsjahr hat nochmal eine ganz neue Wendung gemacht, da ihr vielleicht bemerkt, dass ich wirklich fast die ganzen Wochenenden nur unterwegs war. Und wenn wir mal nicht unterwegs waren, habe ich was mit Freunden unternommen. Denn das hier sind eure letzten Monate, in denen dann auch endlich die Sonne scheint und es Sommer wird. Genießt die letzte Zeit, macht das, was ihr noch machen wollt. Macht es zur besten Zeit.

Tennessee, the Volunteer State

Während der Spring Break ging es für mich nach Tennessee. Tennessee ist wirklich ein unfassbar schöner Staat und war die elf Stunden Autofahrt definitiv wert. Wir sind direkt am Freitag nach der Schule los und sind dann durch Ohio und Kentucky gefahren, um zu unserem Ziel Gatlinburg, Tennessee zu kommen. Wir haben uns mit Freunden meiner Gastmutter eine kleine Hütte direkt in den Smoky Mountains gemietet. Am Samstag sind wir nur angekommen und haben die Zeit im Pool verbracht. Am Sonntag bin ich mit meiner Gastfamilie in den Nachbarort Pigeon Forge gefahren, welcher sehr viele Attraktionen hatte.

Am nächsten Tag haben wir dann das Titanic Museum besucht und ein absoluter Traum von mir ist wahr geworden. Am Anfang hat jeder eine kleine Bordkarte bekommen, wo ein Passagier oder ein Crew-Mitglied der Titanic drauf war und deren Geschichte. Über die Zeit, die du im Museum verbracht hast, konntest du dann über die Gruppe oder deine Person etwas lernen. Am Ende der Tour hast du dann herausgefunden, ob deine Person überlebt hat oder nicht. Das Titanic Museum hatte aber noch einiges mehr zu bieten. Es hatte die Lebensgeschichte von einigen Passagieren, echte Teile des Grand Staircase und andere echte Artefakte. Dazu gab es noch einige Mitmach-Sachen, zum Beispiel konnte man die echte Temperatur des Wassers fühlen, die Neigung des Schiffes und wie schwer es war, sich dort festzuhalten und du konntest selber Kohle schaufeln. Außerdem hat jemand das Lied gespielt, was gespielt wurde, als die Titanic gesunken ist. Mein absolutes Highlight war aber der nachgebaute Grand Staircase. Es war so unfassbar schön und ich konnte nicht aufhören, Fotos zu machen. Ich habe so viel Zeit in diesem Museum verbracht und es hat mich sehr fasziniert!

Am Abend sind wir dann zu »Dolly Parton‘s Stampede« gefahren. Es war so eine coole Show und sehr mitreißend. Sie hatten Pferde, (Seil-)Tänzer und Sänger und dann noch Wettkämpfe. Die Show hatte am Ende eine tolle Message, da am Anfang der Show das Publikum in Norden und Süden aufgeteilt wurde und am Ende wurden wir dann »vereint«. Am Mittwoch sind wir dann früh aufgestanden, um nach Dollywood zu fahren, dem großen Freizeitpark. Und der war wirklich riesig! Insgesamt hatte der Park zehn Rollercoaster, aber wegen den langen Wartezeiten konnten wir nur vier fahren. Aber die waren dafür auch Adrenalin pur! Natürlich mussten wir auch das berühmte Zimtbrot probieren.

Am Donnerstag sind wir dann nach Wonderworks, wieder in Pigeon Forge, gefahren. Das ist ein Museum, was dir die Natur näherbringen soll. Zum Beispiel kannst du dort erfahren, wie sich ein Erdbeben anfühlt oder wie es ist, in einem Hurrikan zu sein. An dem Abend saßen wir dann auch draußen auf der Terrasse, als uns auf einmal ein Bär durch den Garten gelaufen ist. Niemandem ist etwas passiert, aber es ist definitiv eine Erinnerung fürs Leben. Am Freitag haben wir dann angefangen zu packen und am Samstag ging es dann wieder nach Hause nach Michigan.

Am Montag darauf war schon wieder Schule. Aber eine Freundin und ich wollten uns deswegen nicht davon abhalten lassen, zu einem NBA-Spiel nach Detroit zu fahren. Also haben meine Freundin und ich uns am Dienstag nach der Schule auf dem Weg nach Detroit gemacht. Das NBA-Game war wirklich eine unfassbare Erfahrung, die ich im Leben nicht vergessen werde. Die Stimmung in der Arena mitzuerleben, auch wenn wir verloren haben, war eine mega Erfahrung! Das Spiel war auch sehr spannend, da es immer hin und her gegangen ist. Einfach unglaublich. Das Spiel dauert dann natürlich auch seine Zeit, weswegen wir erst um zwei Uhr nachts zu Hause waren. Meine Freundin war dann so nett und hat mich am nächsten Tag für die Schule abgeholt. Das wird aber ein Tag sein, den ich niemals vergessen werde.

Ostern

Ich hätte niemals gedacht, dass Ostern so ein großes Fest bei meiner Gastfamilie ist. Wir haben am Samstag zusammen Eier bemalt und dann am Sonntagmorgen haben wir nicht nur eine Ostersuche im Haus gemacht, sondern auch zwei Körbe bekommen. Einen von meiner Gastoma und einen vom Osterhasen. Es gab dann auch nicht nur Schokolade, sondern auch kleine Geschenke. Danach sind wir dann alle in die Kirche gegangen. Die Kirche hier ist, finde ich, sehr modern und persönlich. Wir haben hier eine sehr kleine Gemeinde und ich finde es wirklich schön. Nach der Kirche sind wir dann zu meiner Tante gefahren, wo es dann eine Ostereier-Suche gab. Jeder hat eine Farbe für Eier bekommen, die er suchen muss und dann auch noch Hinweise, wo diese versteckt sein können. Es war wirklich sehr lustig und am Ende des Tages hatten meine Gastschwester und ich mindestens vier Tüten voller Süßigkeiten zusammen.

The Windy City

Die Woche nach Ostern bin ich dann mit meiner Gastfamilie nach Chicago gefahren fürs Wochenende. Meine Gasteltern haben mich am Freitag direkt vom Training abgeholt und wir sind dann direkt durchgefahren nach Chicago. Mein Gastvater hat uns auch direkt ein Hotel in Downtown Chicago geholt, wo wir ein Zimmer im 17. Stock hatten, wodurch wir eine unglaubliche Sicht über die Stadt hatten. Am nächsten Tag sind wir dann aufgestanden, haben uns Frühstück im Hotel geholt und dann haben wir uns auf dem Weg gemacht, um die Sehenswürdigkeiten von Chicago zu sehen. Als erstes ging es zum Navy Pier, wo ein großes Riesenrad steht und man sehr schön auf Lake Michigan gucken kann. Das Wasser im unteren Teil vom Lake Michigan ist so unglaublich schön blau.

Vom Navy Pier aus haben wir uns dann ein Ticket für die »Big Bus Tour« geholt. Von da aus konnten wir viele Sehenswürdigkeiten sehen. Beim Millenium Park sind wir dann ausgestiegen, um uns »The Bean« anzugucken und es war so cool, das Kunstwerk mal zu sehen. Man konnte sich dann auch darunter stellen und so verschwommene Bilder machen. Dort haben wird einige Zeit verbracht, weil ich davon so fasziniert war. Danach sind wir wieder mit dem Bus zurückgefahren und haben dann noch den Riverwalk gemacht und ich und mein Gastvater waren noch shoppen auf der Magnificent Mile. Zum Abendessen hatten wir dann Chicago Hot Dogs.

In meinem Auslandsjahr habe ich so viel gelernt und erlebt und Erinnerungen geschaffen, die für immer sind. Meine Gastfamilie ist meine zweite Familie und Michigan ist nun mein Zuhause. Ich habe Freunde gefunden, die hoffentlich fürs Leben sind. Der Abschied wird mir so unfassbar schwerfallen, aber wie meine Gastmutter immer sagt: »It’s not a goodbye, only a see you later«. Ich werde mein Leben hier definitiv vermissen und es wird wahrscheinlich einfach nicht mehr dasselbe sein. Ich habe mir hier ein Leben aufgebaut. Ich habe viel gelernt und mich weiterentwickelt. Ich bin so viel selbstbewusster geworden und habe viel über mich selbst gelernt, wie viel ich eigentlich schaffen kann, aber auch, wo meine Grenzen liegen. Das amerikanische Leben unterscheidet sich definitiv stark von meinem deutschen. Es ist wirklich immer noch unheimlich spannend, zu sehen, wie sehr sich zwei Kulturen unterscheiden können, aber auch, welche Gemeinsamkeiten wir haben. Ich nehme so unheimlich viel aus meiner Zeit hier mit und kann nur weiterempfehlen, ein Auslandsjahr zu machen. Für mich ist es das Jahr meines Lebens!

Eure Carolin