Das neuseeländische Schulsystem

Kaum ein Land eignet sich besser für einen Schüleraustausch als Neuseeland. Die Menschen sind freundlich, die Natur ist atemberaubend und das Schulsystem ist eines der besten der Welt. Und dabei macht es auch noch Spaß! Wir sagen dir warum.
Generell wird an neuseeländischen Schulen viel Wert auf individuelle Förderung gelegt, was sich zum Beispiel in den zahlreichen Wahlfächern wiederspiegelt. Außerdem steht ein respektvoller, freundlicher Umgang miteinander und mit den Lehrern im Vordergrund. Viele Aktivitäten fördern dies. Zudem ist das Tragen von Schuluniformen in fast allen staatlichen und vielen Privatschulen Pflicht, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und mögliche soziale Unterschiede nicht an der Kleidung erkennbar werden zu lassen.
Unterricht in Neuseeland
Nach der Primary School, der Grundschule, besuchen die Schüler die Sekundarstufe, welche die Klassen 9 bis 13 umfasst. In Neuseeland werden diese Schulen High Schools, Colleges oder Area Schools genannt und sind Gesamt- sowie Ganztagsschulen. Nach Abschluss der High School haben Schüler das NCEA Level 3 (National Certificate of Educational Achievement) erreicht, welches dem Abitur ähnlich ist und zum Studium berechtigt.
Das Schuljahr ist, anders als hier, in vier »Terms« unterteilt.
- Der erste Term startet in der Regel Ende Januar und geht bis Mitte April
- Danach folgt der zweite Term bis Ende Juni
- Mitte Juli geht es dann mit dem dritten Term weiter, der bis Ende September dauert
- Anfang Oktober bis Ende November/Anfang Dezember folgt der vierte und letzte Term, in dem auch die Prüfungen geschrieben werden
Zwischen den Terms hast du jeweils ca. 2 Wochen frei und im Dezember und Januar sind die großen Ferien mit 6-7 Wochen.
Wenn du nicht in unmittelbarer Nähe der Schule wohnst, fährst du in der Regel mit dem Schulbus, der jeden Morgen eine bestimmte Route abfährt und alle Schüler einer Region einsammelt. Anders als bei uns startet die Schule erst gegen 9 Uhr und endet um 15 Uhr. Eine Unterrichtsstunde dauert zwischen 45 und 55 Minuten. Die Länge der Unterrichtseinheit legt jede Schule selbst fest. Oft ist es so, dass die Stunden am Vormittag länger dauern und zum Nachmittag hin kürzer werden.
An den meisten Schulen findet eine etwas längere Pause gegen 10:30 Uhr statt, gegen 12:30 Uhr folgt dann eine einstündige Mittagspause, für die du dir in der Regel eine Kleinigkeit zu essen von zuhause mitbringst. In jeder Schule gibt es aber auch eine Cafeteria und einen Kiosk, wo man sich Snacks kaufen kann.
An den weiterführenden Schulen wird im Kurssystem unterrichtet. Das heißt, du belegst verschiedene Kurse und hast keinen Unterricht in einem festen Klassenverband. Zwischen 18 und 24 Schüler bilden einen Kurs.
Frontalunterricht findest du eher selten in Neuseeland, stattdessen sollen Schüler sich die Problemlösung und den Stoff selbst oder in kleinen Gruppen erarbeiten. Auch Hausaufgaben gibt es nur wenig und in vielen Fächern gar nicht. Daher haben viele Austauschschüler den Eindruck, relativ viel Freizeit zu haben. Wenn du bestimmte künstlerische Fächer oder Sportarten belegt hast, kann es sein, dass diese am späteren Nachmittag angeboten werden. Dann verweilst du noch etwas länger auf dem Campus.
Pflichtfächer, Wahlfächer und besondere Fächer in Neuseeland
Bei deinem Schüleraustausch in Neuseeland wirst du in den klassischen Fächern wie Englisch, Fremdsprachen, Mathe, Sport, Sozialkunde, Kunst, Technik und Naturwissenschaften unterrichtet. Um deinen Stundenplan zu füllen, musst du dich für fünf weitere Kurse entscheiden. Hier hast du die einzigartige Möglichkeit, Fächer nach deinen Stärken und Interessen auszuwählen und solche, die dir an deiner Heimatschule gar nicht geboten werden – zum Beispiel:
- Grafikdesign
- Kochen
- Modedesign
- Outdoor Education
- Schauspiel
- Tanzen
- Tourismus
- Werken
- Zeichnen
Egal für welche und wie viele Fächer du dich entscheidest, du kannst in Neuseeland auf deinem eigenen Leistungsniveau lernen. In Fächern, in denen du gut bist, darfst du oft eine Klasse weiter. Fächer, die dir nicht so leicht fallen, kannst du meist eine Klasse tiefer besuchen. Für dich bedeutet das optimale Lernbedingungen in jedem Fach – aber natürlich solltest du hier auch auf die Einschätzung deiner Lehrer vertrauen.
Darüber hinaus wird viel Wert auf die Ausbildung und Förderung von sportlichen und musischen Fähigkeiten sowie Kreativität, Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein gelegt. Aus diesem Grund bieten viele Schulen u. a. das Unterrichtsfach »Outdoor Education« (Erlebnispädagogik) an.
Das Fach »Outdoor Education«
Bei diesem Wahlfach handelt es sich um ein ganzheitliches Unterrichtskonzept, das deine persönliche Entwicklung und Sozialkompetenz ausbauen soll. Im Klassenraum lernst du die Grundfähigkeiten, die du dann in der freien Natur praktisch erprobst. Bei jahreszeitabhängigen Aktivitäten wie Kajak, Ski und Mountainbike fahren oder Segeln lernst du außerdem eine Menge über die Natur und Landschaft in Neuseeland.
Viele neuseeländische Schulen gehören zum Verbund ODENZ (Outdoor Education New Zealand) und bieten in Folge dessen dieses spezielle Unterrichtsfach an, das sonst in keinem anderen Land angeboten wird.
Pflege der Maori-Kultur
Eine weitere Besonderheit, die es nur in Neuseeland gibt, ist der Unterricht im Fach Maori. Hier erlernt die Sprache, Kultur, Bräuche und Traditionen der Ureinwohner Neuseelands, den Maoris. Wöchentliches Singen, Gebete sprechen und auch Armbänder aus Palmenblättern flechten, gehört zu deinem neuen Alltag, wenn es dich in den Bann der polynesischen Sprache zieht.
In der Maorikultur gehört Gastfreundschaft und Toleranz gegenüber anderen einfach dazu und genau das macht den Unterricht so spannend, denn man wird von der ersten Minute an »in die Familie aufgenommen«.
Prüfungen
Am Ende des Schuljahres finden die Jahresendprüfungen statt, zwischendurch gibt es, anders als bei uns, keine Klausuren. Da man in Neuseeland jedoch sehr stark auf die individuellen Stärken und Schwächen der Schüler eingeht, fallen unterjährig oft Zwischenklausuren, Tests, Referate oder Projekte an. Internationale Schüler, die keine Examina schreiben wollen, haben bereits ab Mitte/Ende November frei. Dann kannst du an einer Reise für International Students teilnehmen, die viele Schulen organisieren. Man kann auch an betreuten Touren neuseeländischer Reiseveranstalter für junge Leute oder am Unterricht der unteren Klassenstufe teilnehmen.
Was ist anders am neuseeländischen Schulsystem?
Form Class:
Alle Schüler einer Jahrgangsstufe werden in so genannte Form Classes eingeteilt. Da es in der Oberstufe keinen festen Klassenverband gibt, wird jeder Schüler einem Kurs zugeteilt. In dieser Klassenformation müssen sich alle Schüler einmal am Tag versammeln, damit der Lehrer die Anwesenheit der Schüler prüfen kann.
The Assembly:
Fast jede Schule führt einmal wöchentlich eine Assembly, eine Schulversammlung, durch, zu der sich alle Schüler, Lehrer und Angestellte der Schule in der Aula versammeln. In diesem Rahmen werden Neuigkeiten, Veranstaltungen und Termine mitgeteilt.
Campus:
Die neuseeländischen Schulen befinden sich meist auf einem weitläufigen Areal, dem Schulcampus. Die einzelnen Gebäude auf dem Campus sind nach Fächern angeordnet: Naturwissenschaft, Sprachen, Sport, Bibliothek, Computerräume, Verwaltung, Cafeteria.
Schulfahrten:
Während des Schuljahres werden oft Ausflüge in die Umgebung in Form eines Wandertages oder einer Schulexkursion durchgeführt, manchmal mit Übernachtung vor Ort. Für die Schulfahrten werden geringe Gebühren erhoben.
Die Prom:
Wie in Amerika auch, finden an neuseeländischen Schulen Jahresabschlussbälle statt. An manchen Schulen werden sie für die Jahrgangsstufen 12 & 13 ausgerichtet, an anderen wird der Ball nur für die letzte Klassenstufe, also Year 13, durchgeführt. Meistens findet die Prom vor den term holidays im Juni oder kurz danach im Juli statt.