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My second home

My second home

Mein zweites Zuhause, meine zweite Familie und mein zweites Leben ist im wunderschönen Kanada, wo ich mein Auslandsjahr verbracht habe.

Mein zweites Zuhause, meine zweite Familie und mein zweites Leben ist im wunderschönen Kanada, wo Waschbären im Garten liegen und dir fremde Leute auf der Straße einen schönen Tag wünschen. In dem letzten halben Jahr habe ich »the life of dreams« gelebt und will immer noch nicht realisieren, dass es vorbei ist, aber auch die besten Sachen kommen immer zu einem Ende und im Endeffekt sollte man nicht traurig sein, dass es vorbei ist, sondern glücklich, weil es passiert ist. Von meinem abenteuerlichen Auslandsjahr in Kanada will ich euch jetzt erzählen.

Die Ungewissheit vor meinem Auslandsjahr

»Everything will be fine in the end. And if it’s not fine, it’s not the end.«

Als ich damals zum ersten Mal von einem Auslandsjahr gehört habe, hatte ich keine Ahnung, was für ein unglaubliches Abenteuer vor mir steht. Aber bevor ich mein zweites Leben überhaupt antreten konnte, war es ein sehr langer Weg. Für mich sollte es ohne wenn und aber nach Neuseeland gehen. Nachdem ich 2019 den Vertrag unterschrieben hatte, stieg meine Vorfreude von Tag zu Tag immer mehr. Bis die Pandemie auftrat und mir das Leben erschwert hat.

Nachdem meine Eltern und ich schweren Herzens entschieden haben, mein Auslandsjahr auf Januar zu verschieben, stieg die Ungewissheit immer mehr. Auch wenn ich versucht habe, positiv zu bleiben, habe ich Ende Oktober die Nachricht bekommen, auf die ich zwar irgendwie gewartet habe, aber nicht wahrhaben wollte. Neuseeland wurde abgesagt. Jetzt hieß es, sich schnell zu entscheiden und die richtige Entscheidung zu treffen. Und mittlerweile kann ich sagen, dass ich mir zu hundert Prozent sicher bin, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Familie, Freunde und Kanada

Im Januar war endlich der Tag, auf den ich zwei Jahre lang gewartet hatte. Ich stand am Flughafen und musste mich von meiner Familie verabschieden. Meine Vorfreude war so groß, dass mir der Abschied von meiner Familie gar nicht so schwergefallen ist. Mir stand nichts mehr im Weg! Nach drei Flügen bin ich in Victoria angekommen und konnte es nicht erwarten, meine Gastfamilie zu sehen.

Sobald ich angekommen war, hieß es zwei Wochen Quarantäne für mich. Zwei Wochen in meinem Zimmer. Zwischen ständigen Telefonaten und »Grey’s Anatomy« habe ich mich jeden Tag draußen mit meiner Gastfamilie getroffen und gequatscht. Nachdem die Quarantäne zu Ende war, wurde ich warm aufgenommen und war direkt Teil meiner Familie. Ich hatte eine Mutter, einen Vater und eine Schwester und einen Bruder. Zusammen mit meiner Gastfamilie war ich öfter Surfen und über die Spring Break sind wir zusammen in den Camping-Urlaub gefahren. Es waren auch oft die kleinen Dinge, wie zum Beispiel gemeinsam kochen, backen, wandern und Picknicks, die die Beziehung gestärkt haben.

Glücklicherweise hatte ich viele Freunde, die genauso abenteuerlustig sind wie ich. Gemeinsam haben wir super viel gemacht, was unsere Freundschaft sehr gestärkt hat und was die Schönheit des Landes gezeigt hat. Victoria ist meiner Meinung nach der perfekte Ort in Kanada. Man ist in zehn Minuten in der Stadt, in 30 Minuten an wunderschönen Seen und Bergen und in zwei Stunden an der anderen Seite der Insel mit den perfekten Wellen zum Surfen. Nach jeder einzelnen Wanderung hatte man unbezahlbare Aussichten. Man konnte einfach alles machen und es wurde nie langweilig!

Meine High School – »have a warm and fuzzy day«

»Spectrum Community School«. Diese Schule wird für immer ein Teil meines Herzens sein. Dort habe ich meine besten Freunde gefunden und unvergessliche Momente gesammelt. Der Unterricht ist, wie man es sich sonst an den amerikanischen Schulen vorstellt: total einfach und die Lehrer sind super nett. Aber anstelle von »normalen« Schulalltagen mit Fächern wie Chemie und Geschichte war mein kanadischer Schulalltag überhaupt nicht langweilig.

Ich hatte das Glück in das womöglich allercoolste Fach reinzukommen – »Outdoor Recreation«. Diesem Fach beizutreten war eins meiner absoluten Highlights. Von wandern bis Kayakfahren war wirklich alles dabei. Es ging aber nicht nur um die sportliche Leistung, sondern besonders um die Teambildung und Führungsqualitäten.

Da ich besonderen Wert darauf gelegt habe, kanadische Freunde zu finden und nicht allzu viele internationale, habe ich mich direkt dazu entschlossen, Clubs anzuschließen, was die beste Idee war. Ich bin zu »Leadership« gegangen und zwei Wochen später waren die Leute da meine besten Freunde. Zusammen haben wir sehr viel für die Schule organisiert, wie zum Beispiel die Motto Woche, »Pink Shirt Day«, und Frühstück für alle Schüler jeden Donnerstag. Mir sind meine Lehrer in dieser kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen. Ich hätte wirklich niemals gedacht, dass mir der Abschied von Lehrern so schwerfallen kann und dass das Leben an einer High School so schnell vorbei sein würde.

Highlights

»The biggest adventure you can take is to live the life of your dreams.« – Oprah Winfrey

Bei all den unglaublichen Sachen, die ich erlebt habe, ist es schon fast unmöglich, sich auf ein Highlight festzulegen. Jedes Mal, wenn ich etwas von meiner »Bucket List« streichen konnte, habe ich gemerkt, dass ich gerade meinen Traum lebe.

Mein erstes Highlight war womöglich mein erstes Mal Surfen. Es war ein atemberaubendes Gefühl, da ich es schon immer mal ausprobieren wollte und es dann tatsächlich gemacht habe. Über die Zeit habe ich super viele tolle Sachen gemacht, die man in Deutschland fast unvorstellbar sind, wie zum Beispiel »Whale Watching«, »Kayaking«, wandern, Wasserflugzeug-Touren und noch vieles mehr.

Rückblickend auf mein Auslandsjahr habe ich trotzdem ein Highlight, welches alle anderen toppt – mein 16. Geburtstag. Nie in meinem Leben hätte ich mir einen perfekteren Tag für meinen Geburtstag vorstellen können. Am Tag vor meinem Geburtstag sind meine Gastfamilie und ich zusammen in den Norden der Insel gefahren, um Familie zu besuchen und sind dort über Nacht geblieben. Der Tag hat mit Pancakes und Geschenken super angefangen, aber wurde noch immer besser. Um Mittag herum konnte ich meinen größten Traum erfüllen… »Bungee Jumping«… 150 feet in die Tiefe springen. Ich musste mir so einige Male anhören, wie verrückt ich denn sei, sowas zu machen, aber im Endeffekt war es die Nervosität davor zu 100% wert. Mit einem Adrenalinrausch sind wir wieder zurück nach Victoria gefahren, wo auch schon wenig später all meine Freunde gekommen sind und wir den Abend zusammen verbracht haben. Auch wenn all meine Tage dort super schön waren, kann kein Tag diesen perfekten übertreffen.

Abschied – der schwierigste Tag in meinem Auslandsjahr

»Things end. But memories last forever.«

Ich hätte mir gewünscht, dass dieser Tag nie kommen würde, doch Ende Juni war er da. Ich musste zurück nach Deutschland. Von einer Sekunde auf die andere habe ich mein perfektes Leben verlassen, und es gab kein Zurück mehr. Nach einer letzten Umarmung meiner Gasteltern zum Abschied konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich so viel geweint. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass mein Leben in Kanada vorbei sei und dass ich meine Familie und Freunde für eine lange Zeit nicht mehr sehen würde.

Ich wusste, dass ich sie irgendwann wiedersehen würde, aber ich wusste auch, dass es nie wieder so sein würde wie es war. Es war so ein schlimmes Gefühl, in den ersten Flieger zu steigen und zu wissen, dass es endgültig vorbei ist und einen letzten Blick auf die Stadt zu werfen, in der ich ein halbes Jahr lang mein perfektes Leben gelebt habe. Ich den ganzen Flug über ein emotionales Wrack, bis ich meine Familie gesehen habe. Auch wenn ich noch nicht zurück wollte, habe ich mich gefreut, sie wieder zu sehen und in den Arm schließen zu können. Sobald ich zu Hause angekommen bin, standen auf einmal all meine Freunde und Familie im Garten und haben mich überrascht. Ich hätte mir keine bessere Art vorstellen können, in mein altes Leben wieder einzusteigen.

Fazit

»You’ll never know until you go!«

Nach der ganzen Unsicherheit und den ganzen Turbulenzen vor meinem Auslandsjahr kann ich sagen, dass sich die Geduld und der Optimismus definitiv gelohnt haben. Beim Unterschreiben des Vertrages habe ich niemals gedacht, was für eine tolle Zeit ich erleben würde und deswegen bin ich umso dankbarer, dass es mir ermöglicht wurde, so ein Abenteuer zu leben. Die ganzen Erfahrungen und Freundschaften, die ich gesammelt habe, werde ich nie vergessen und sie werden immer ein Teil von mir sein. »This chapter in my life might be over, but it’s always going to be my favorite.«

Deine Emily