Mein Auslandsjahr in Alberta

Mein Auslandsjahr in Alberta

Nach zweijähriger Diskussion mit meinen Eltern und mit mir selbst bin ich zum Entschluss gekommen: Für mein Auslandsjahr soll es nach Kanada gehen.

Ich bin Jette, bin 17 Jahre alt und schon seit 2 Jahren wieder zurück in Deutschland. Einige denken sich jetzt bestimmt: »Vor 2 Jahren? Kann sie sich da überhaupt noch richtig an dein Auslandsjahr in Kanada erinnern?« – um diese Frage zu beantworten… JA, kann ich!

Richtige Entscheidung – ja oder nein?

Nach zweijähriger Diskussion mit meinen Eltern und mit mir selbst bin ich zum Entschluss gekommen: Es soll Kanada werden. Ruckzuck kam alles auf mich zu, meine Gastfamilie meldete sich an meinem Geburtstag das erste Mal. Es fühlte sich an wie ein richtiges Geschenk und dazu noch so ein tolles. Ich wurde reich beschenkt mit einer wundervollen Gastmutter und ihrer entzückenden Tochter in meinem Alter.

Die große Aufregung kam kurz vor dem Fliegen, als es Lebewohl zu meinen Eltern hieß – und als ich ankam am Flughafen in Calgary, wo meine Gastfamilie mich abholen sollte. Wie sollte ich reagieren? Sollte ich sie umarmen oder doch lieber nur die Hand geben? Was kam auf mich zu? Das sind Fragen, die sich wahrscheinlich alle kurz vorher stellen, aber ich erzähl euch jetzt mal was: Nach dem ersten Umarmen verfliegen diese Gedanken und die Sorgen, die man sich vorher gemacht hat. Man ist vielleicht noch etwas aufgeregt, aber es ist ja nicht so, dass man für die Zeit mit Robotern zusammen lebt, die keine Gefühle zeigen oder euch nicht verstehen. Sie wissen genau, dass ihr das wahrscheinlich zum ersten Mal macht und helfen euch bei jeder Kleinigkeit. Eure Gastfamilien tun alles Erdenkliche, damit dies eine der schönsten Erfahrungen eures Lebens wird.

Die ersten zwei Tage

Nachdem ich also ganz herzlich am Flughafen von meiner Gastfamilie in Empfang genommen wurde, fuhren wir nach Red Deer, ungefähr anderthalb Stunden vom Calgary Airport entfernt. Ich packte mein zu dieser Zeit bestes Englisch aus und fing an, mich so gut wie möglich zu unterhalten. Und siehe da: alles gut, man verstand mich, zumindest alles wichtige.

In Red Deer angekommen liefen wir noch ein paar Standorte ab, darunter meine Schule und auch das Fitness Center, welche beide nur fünf Minuten zu Fuß vom Haus entfernt sind. Und dann war auch ganz schnell Abend und ich brauchte Schlaf, denn ich wusste, am nächsten Tag ging es für mich früh raus… Erster Ausflug – auf nach Banff!

Am nächsten Tag war ich einerseits noch so müde und kaputt vom Jetlag, andererseits war ich aber auch froh, dass meine Gastmutter auf die Idee gekommen war, direkt was zu unternehmen. Eben auch damit man sich besser kennenlernt, denn ich hatte noch eine weitere Gastschwester aus Mexiko. Ich verbrachte den ganzen Tag in Banff und am Lake Louise mit meiner Gastmutter und ihrer Tochter, meiner Gastschwester und ihrer Familie aus Mexiko, die für die ersten Tage dort zusammen hingeflogen waren. Es war ein schönes erstes Erlebnis!

Gastfamilie hin oder her

Nun da ich schon meine Gastfamilie erwähnt und auch gesagt habe, wie toll sie sind, möchte ich noch auf weitere Dinge eingehen. Natürlich habe ich nicht vorgehabt diesen Bericht zu schreiben, nur um damit zu schleimen und davon zu schwärmen. Klar hatten wir unsere Differenzen und auch ich dachte zu Zeiten einfach mal: »Lasst mich doch alle in Ruhe!« Aber so läuft es ja auch zu Hause ab. Es kann mir niemand erzählen, dass er/sie sich noch nie mit seinen/ihren Eltern oder Geschwistern gestritten hat. Und ich würde euch einfach ans Herz legen, wenn es mal irgendein Problem gibt oder Unstimmigkeiten, sprecht mit euren Gasteltern/-geschwistern darüber. Wenn auch das nicht geholfen hat, denkt immer daran, es gibt eine tolle Partnerorganisation und Ansprechpartner, die ihr immer um Rat fragen könnt. Und sie sind wirklich alle nett und hilfsbereit.

Ich durfte die tolle Erfahrung machen, vier Monate in einer unwahrscheinlich netten Gastfamilie zu leben und bin immer noch unfassbar glücklich über diese Entscheidung.

Forderungen und Wünsche

Das Auslandsjahr-Erlebnis spricht für sich, deswegen stresst euch nicht selber. Auf euch kommt so viel zu; ihr lernt neue Leute kennen, neue Kulturen und auch das Land, für das ihr euch am Ende entscheidet. Die Stadt werdet ihr von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Ihr seid jetzt nicht mehr die Touris, die sich eine Woche entweder an den Strand legen und sonnen oder doch lieber Neues erkunden und rumbummeln. Ihr lebt für eine längere Zeit dort und werdet euch so einleben, als wäre es eure eigene Heimatstadt.

Und weil man sich ja auch was vornehmen möchte beziehungsweise Dinge anstrebt, die einen vorher nicht sehr interessiert haben oder doch zu Hause irgendwas »dazwischen« kam, rate ich euch: macht einfach! Ich habe so viel Neues angefangen, zum Beispiel hatte ich Gesangsunterricht, habe freiwillig im Tierheim ausgeholfen und nach meinem Kunstunterricht in der Schule bin ich auch gerne mal länger geblieben.

Wochenplanung

Ich hatte Schule montags bis freitags von 9 Uhr bis nachmittags um 15.40 Uhr. Dadurch, dass ich nur vier Monate Aufenthalt in Kanada hatte, bekam ich viele Möglichkeiten, was meine Schulfächer anging. Ich hatte nur eine A-Woche, dass heißt einen Schulplan für jeden Tag. Er fing mit Englisch an, danach hatte ich Cosmetology, ein Fach, was sich rund um Haare und Nägel dreht. Dazu gehört Stylen, Schneiden, Mani- und Pediküre usw. Weiter ging es mit Mathe und weil dies alles Doppelstunden sind, hat man anstatt mehreren kleinen Pausen eine große Mittagspause von ungefähr 90 Minuten.

Wie ich auch eben schon kurz erwähnte, war ich nach meinem Kunstunterricht noch gerne länger da. Kunst war jeden Tag meine letzte Stunde und auch so etwas wie Erholung und Selbstfindung für mich. Ich habe mir sehr viel Mühe bei meinen Kunstprojekten gegeben.

Mittwochs hatte ich Gesangsunterricht und unter der Woche bin ich noch zusätzlich zu den Tanzstunden meiner Gastschwester mitgegangen. Das hat echt viel Spaß gemacht, weil ich auch dort Leute kennengelernt habe und mehr Zeit mit meiner Gastmutter genießen konnte.

An den Wochenenden besuchte ich das Tierheim. Hier durfte ich mich mit Katzen und Kaninchen beschäftigen, hatte die Möglichkeit, mit ihnen zu spielen und sie zu streicheln. Es war einfach nur schön.

Meine letzten Worte

Schlussendlich will ich nur eins noch sagen: Viele fragen sich bestimmt auch: »Was bringt mir ein Auslandsjahr? Außer das alle sagen, dass es eine tolle Erfahrung sei?« Man lernt dazu, sei es die Sprache oder die Kultur. Man lernt neue Leute kennen, vielleicht sogar Freunde fürs Leben. Außerdem neue Schulsysteme. In vielen Ländern gibt es andere Fächer und Schulen, die sich auf zukünftige Berufswahlen spezialisieren.

Es gibt so viel zu entdecken. Ich kann nur meine Sicht vertreten und euch sagen, dass es mir einfach unwahrscheinlich viel gebracht hat. Mein Englisch ist zehnmal besser geworden. Ich habe keine Probleme mehr, mich im Urlaub zu verständigen und freue mich darüber, wenn ich Leuten zum Beispiel helfen kann.

Macht euch auf eine tolle und unfassbar lehrreiche Zeit gefasst und lasst euch nicht von anderen reinquatschen. Ihr entscheidet wie diese Erfahrung für euch wird!