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Eine Reise mit vielen Reisen

Eine Reise mit vielen Reisen

Durch meine Gastfamilie durfte ich viele Reisen genießen. Das war definitiv nicht selbstverständlich und ich bin unendlich dankbar dafür.

In meinem ersten Erfahrungsbericht habe ich bereits einen kleinen Einblick in mein Auslandsjahr in den USA gewährt. Dieses Mal wollte ich ein bisschen über die Reisen berichten, welche ich durch meine Gastfamilie genießen durfte. Da diese definitiv nicht selbstverständlich waren, möchte ich hier meiner Familie und besonders meiner Gastfamilie nochmal meine Dankbarkeit aussprechen.

Die ersten Wochen

Am 17. August, nach der dreitägigen Orientation in New York, bin ich in Houston bei meiner Gastfamilie gelandet. Es folgten Tage der Erkundung, wir meldeten mich bei der Schule an, erkundeten zusammen die Stadt, gingen zusammen zu Konzerten und lauschten klassischer Musik. Wir trafen uns mit den Familien meiner Gasteltern, machten Ausflüge und vieles mehr.

Nach rund einem Monat fingen wir dann auch an, die Städte außerhalb Houstons zu erkunden. Also fuhren wir zum Beispiel zu Bekannten nach Austin und haben dort ein paar schöne Tage verbracht. In diesem einen Monat habe ich bereits viele neue Leute und Orte kennengelernt.

Die erste »richtige« Reise

Es geht nach Midland, meinte Stephen. Midland war mir bis dahin kein Begriff, also fragte ich nach. Midland kann man als die Wüste von Texas bezeichnen. Texas, so wie man es sich es vorstellt, mit Öl-Türmen und dem »Tumbleweed« (Steppenroller/Bodenläufer), den Pflanzen, welche im Western durch die Gegend rollen. Midland ist rund 690 Kilometer von Houston entfernt, deswegen flogen wir hin. Es ging mit einem Regionalflieger rund anderthalb Stunden nordwestlich.

Wir sind über das Wochenende dort und haben die Zeit gut genutzt. Am Samstagmorgen ging es erstmal zu Starbucks, danach ging es auf einen Roadtrip in die Wüste. Dort angekommen haben wir uns Schalen gemietet und sind die Dünen heruntergerutscht. Sowas kannte ich davor nur aus Abu Dhabi. Wir hatten sehr viel Spaß und ich wurde danach mit den Wahrzeichen Texas belohnt: ein Öl-Turm und ein Windrad, welches man in jedem Western sieht.

Stephen wollte mir unbedingt ein Tumbleweed zeigen, allerdings war es nicht die Jahreszeit dafür, weswegen wir auf der Heimfahrt länger suchen mussten, aber letztendlich wurden wir an einem Zaun fündig, sodass ich sagen kann, dass ich ein Tumbleweed gehalten habe. Abends wurden wir mit einem schönen Sonnenuntergang begrüßt und am darauffolgenden Morgen mit einem weiteren schönen Sonnenaufgang verabschiedet, da wir recht früh nach Houston zurückgeflogen sind. Die Wüste von Texas ist recht schön, aber man muss sie nur einmal gesehen haben.

Eine Reise mit tiefen Kratern

Rund zwei Wochen nach Midland ging es für mich zum Grand Canyon. Unser Ziel war es, von Houston direkt nach Phoenix zu fliegen. Aber als dies nicht mehr möglich war, weil die Flüge überbucht waren, sind wir stattdessen auf San Diego ausgewichen. Wer sich geografisch auskennt, merkt, dass San Diego und Phoenix etwas voneinander entfernt sind. Im Auslandsjahr muss man sich eben anpassen, also hat Stephen ein Auto gemietet und wir sind rund sechs Stunden in die Nacht hineingefahren. Die Reise ging von 20 Uhr bis rund 2 Uhr morgens.

Die Fahrtzeit haben wir mit Fragenkarten wie »Was ist dein Lieblingsort« oder »Was hat dich am meisten geprägt« überbrückt. Eine spannende Angelegenheit, um sich besser kennenzulernen und sein Englisch zu verbessern. In Phoenix waren wir bei einer Freundin, mit der wir später auch den Grand Canyon anschauten. Aber als erstes stand ein Meteorkrater auf unserer Liste. Der Krater war riesig. Es ist beeindruckend, was die Natur alles machen kann. In Flagstaff, einer kleinen Stadt unterhalb des Grand Canyon, aßen wir zu Mittag und fuhren danach zu unserem eigentlichen Ziel.

Der Nationalpark des Grand Canyon ist riesig und verläuft über mehrere Bundesstaaten der USA, so riesig ist er. Da wir allerdings abends ankamen, erlebten wir nur die Golden Hour und sind danach in die Stadt und haben dort unser Abendessen geholt. Wir hatten einen kleinen Trailer außerhalb der Stadt gemietet. Auf dem Weg dorthin konnte man jeden Stern ganz genau sehen. Die Nacht war sehr dunkel, da es keine Lichtquellen oder große Städte in der Nähe gibt.

Am nächsten Tag ging es zum Flugzeug, nicht wieder zurück nach Houston, sondern zu einem Rundflug über den Grand Canyon. Es war so schön! Danach haben wir eine kleine Wanderung unternommen. Stephen hat mir die Geschichte des Grand Canyon erklärt und außerdem, wie sich die einzelnen Steinschichten gebildet haben. Es ist echt faszinierend, was die USA an Naturschönheiten zu bieten hat.

Gesehen und dann auf dem Teller

Kurz vor Thanksgiving hatten Stephen und ich zwei Tage ohne unsere normalen Verpflichtungen, wie zum Beispiel Schule oder Arbeit. Stephens Motto war es, jeden Tag auszuschöpfen und das Beste daraus zu machen, also haben wir aus unseren freien Tagen einen Roadtrip nach New Orleans gemacht. Die Taschen waren gepackt und es ging Richtung Louisiana.

Meine Aufgabe war es, eine Sumpftour zu organisieren, also habe ich mit meinem Smartphone verschiedenste Anbieter rausgesucht und schließlich einen mit zwei freien Plätzen für uns gefunden. Auf dem Boot waren am Ende nur wir und eine Familie. In der einstündigen Tour sahen wir viel Sumpflandschaft und sogar ein paar Alligatoren. Stephen erklärte mir öfter die Probleme, welche der Sumpf überwinden muss, so zum Beispiel Wasserpflanzen, die andere Pflanzen überdecken und so Schaden anrichten.

Nachdem wir in New Orleans auf der Bourbon Street (berühmte Straße für Jazzclubs, Cajun-Restaurants und laute Bars) eingecheckt hatten, haben wir das »French Quarter« erkundet. Im Hotel machten wir noch ein Workout und dann ging es zum wohlverdienten Abendessen. Wir haben im zweiten Stock eines Restaurants die perfekte Aussicht gehabt und konnten das Partytreiben beobachten. Dort habe ich zum ersten Mal etwas aus der Cajun-Küche gegessen, in der Alligatoren (heute Morgen noch gesehen, jetzt schon im Topf) oder auch Schildkröten auf den Tisch kommen. Ich konnte es mir nicht nehmen lassen, Alligator zu probieren. Es schmeckte nach Hühnchen.

Nach der Vorspeise habe ich andere typische Gerichte probiert und war eher nicht so von dem »Cajun-Food« begeistert. Danach kauften wir uns beide Getränke, natürlich ohne Alkohol, und haben uns die belebte Bourbon Street angeschaut, welche man als Partymeile beschreiben könnte. Wir sind ein wenig spazieren gegangen und haben unseren spannenden Tag ausklingen lassen, da es am nächsten Tag schon wieder nach Hause ging, weil Thanksgiving vor der Tür stand.

Frühstück vor dem Weißen Haus

Wenn man an die USA denkt, denkt man als erstes an das Weiße Haus in Washington D.C.. In die Hauptstadt ging es für mich im neuen Jahr 2020, welches für mich sehr gut gestartet hat. Unser Drei-Tage-Trip startete gefühlt mit einem Marathon. Wir liefen rund 20 Kilometer und klapperten dabei das Capitol, Washington Monument, Lincoln Memorial und zu guter Letzt das Weiße Haus ab. Diese Sightseeing-Tour haben wir in nur vier Stunden abgeschlossen, was zeigt, wie nah die Sehenswürdigkeiten aneinander liegen. Im Capitol waren wir natürlich auch und haben es sogar geschafft, die letzten Karten für die letzte Tour des Tages zu ergattern. Es war total spannend, die Geschichte des Capitols zu erfahren.

Stephen wollte mir am nächsten Morgen zeigen, was er früher öfters gemacht hat. Also gingen wir zu einem Starbucks, haben uns dort Frühstück besorgt und sind dann zum Weißen Haus gegangen. Was macht man dort? Klar, frühstücken. Wir haben dort gesessen, an unserem Kaffee geschlürft und den vorbeilaufenden Menschen zugeschaut. Der Blick auf das Weiße Haus war echt schön, nur ich habe mich etwas beobachtet gefühlt, da gefühlt jede Minute eine Polizeistreife vorbeigelaufen ist.

Der zweite Tag stand unter dem Motto der Kultur. Also ging es in das »National Historic Museum«, sowie in das »Holocaust Memorial Museum«, welche beide tolle Ausstellungen haben. Die Museen kann ich nur jedem empfehlen. Nachdem wir dem FBI Hauptquartier einen Besuch abgestattet hatten, ging es japanisch essen und wir ließen den Tag ausklingen.

Der dritte Tag wurde noch für einen kurzen Spaziergang in der mächtigsten Stadt der Welt genutzt und dann ging es zu einem der drei Flughäfen Washington D.C.s.

Auf der anderen Seite der Welt

Hawaii ist für viele ein Traum. Dieser Traum wurde mir erfüllt. Es ging für mich mit David, meinem besten amerikanischen Freund, Cindy, Stephens Mutter und natürlich mit Stephen von Houston aus nach Hawaii. Der Flug von Houston nach Honolulu ist länger als von Frankfurt nach New York. Verrückt, wie weit Hawaii entfernt ist.

Kaum waren wir aus dem Flugzeug ausgestiegen, hat man das tropische Wetter auch schon gespürt. Der Flughafen von Honolulu ist sehr offen gebaut, also auch mit Stellen, an welchen man an der frischen Luft ist. Wir kauften uns Blumenketten, sowas darf auf Hawaii nicht fehlen. Danach haben wir uns ein Auto gemietet und sind Richtung Hotel gefahren. Um den Flughafen herum sind viele Fabriken und Firmen, wodurch meine ersten Eindrücke von Hawaii nicht die besten waren, allerdings hat Stephen mich ermutigt, dass nach 20 Minute fahrt das richtige Hawaii sein Gesicht zeigt. Dies war auch der Fall. Mich lachte über Honolulu ein toller Regenbogen an und die Sonne schien.

Nach dem Einchecken im Hotel war unser erstes Ziel der Strand. Dort war es sehr voll. Wir sind barfuß gelaufen und haben den Sonnenuntergang genossen. Der nächste Tag startete für uns sehr früh, da wir den Sonnenaufgang vom Diamond Head beobachten wollten. Der Weg hoch zum Diamond Head war etwas anstrengend, allerdings hat der schöne Ausblick das Ganze leichter gemacht. Oben angekommen haben wir die Aussicht bewundert und sind danach zum »Hanauma Bay« gefahren. Dort haben wir ein wenig geschnorchelt und sogar andere Austauschschüler aus Deutschland getroffen. Nachmittags sind wir im Regenwald wandern gegangen und haben uns einen Wasserfall angeschaut.

Am nächsten Morgen sind wir zum »Whale Watching« gefahren. Das Boot hatte einen Glasboden, durch den man auf den Meeresboden schauen konnte. Wir sahen nicht viel außer ein paar Steinen auf dem Boden und ein paar Steinen, die sich bewegt haben. Es stellte sich heraus, dass diese beweglichen Steine tatsächlich Schildkröten waren. Als wir auf dem Rückweg war, ist ein Wal in einiger Entfernung aus dem Wasser gesprungen. Uns wurde erklärt, dass die Mutter ihrem Kleinen das Springen beibringen wollte. Als wir in den Hafen eingefahren sind, hat uns ein Regenbogen begrüßt. Deswegen nennt man Hawaii auch den »Rainbow State«.

Nachdem wir vom Wasser runter waren, ging es zum »Pearl Harbor Memorial«. Es war etwas bedrückend, an einem so geschichtsträchtigen Ort zu sein. Allerdings weiß ich nun mehr über die Geschichte und kann etwas mit dem Ort verbinden. Den restlichen Tag verbrachten wir am Strand, waren im Nordpazifik schwimmen und haben uns im Waikiki Aquarium umgeschaut. Abends ging es dann zurück nach Houston.

Euer Moritz