Ein ganzes Leben in einem einzigen Jahr

Ein ganzes Leben in einem einzigen Jahr

Als ich gerade über die Einleitung für diesen Bericht nachgedacht habe, habe ich gemerkt, dass dies einfach mein letzter Bericht aus den USA ist!

Wow… Als ich gerade über die Einleitung für diesen Bericht nachgedacht habe, habe ich gemerkt, dass dies einfach mein letzter Bericht aus den USA ist… Heute vor einem Jahr habe ich noch gespannt auf meine Gastfamilie gewartet und nun werde ich sentimental, weil das Jahr meines Lebens fast vorbei ist. Aber genug Melancholie, es ist Zeit, euch ein Update zu geben.

Erinnert ihr euch noch, wie ich euch bei meinem letzten Bericht von Basketball erzählt habe und dass wir ein gutes Jahr haben und es daher eine lange Saison werden kann ? Nun ja, ich hatte recht. Zum allerersten Mal in der Geschichte meiner Schule hat es das Mädchen-Basketball-Team zu State Basketball geschafft! Das bedeutet, dass wir eins der besten Teams von ganz Wisconsin sind, was eine riesige Ehre ist.

Die Spiele davor waren alle sehr emotional. Da ich ja für das Junior Varsity Team gespielt habe, konnte ich zwar nicht mehr selbst spielen, aber dafür umso lauter anfeuern. Es hat wirklich eine Weile gebraucht, bis wir realisiert haben, was passiert ist und es sind so einige Freudentränen gefallen. An diesem Punkt musste ich daran zurückdenken, wie vor Saisonbeginn jemand meinte »Spiel hier auf keinen Fall Basketball, unser Team ist so schlecht.« Deshalb: Lasst euch von niemandem abhalten, wenn ihr etwas wirklich wollt.

So ging es also eines Donnerstags los: In einem Coachbus (sehr viel komfortabler und luxuriöser als der gelbe Schulbus) ging es los nach Green Bay, unterwegs hatten wir noch ein letztes Training vor dem großen Spiel. Am Abend waren wir dann zum ersten Mal im Resch Center und wow: Es war riesig. In dem Moment wurde uns allen nochmal klar, was wir erreicht haben.

Früh am nächsten Morgen ging es dann zu unserem eigenen Spiel. Obwohl alles gut angefangen hat, haben wir direkt unser erstes Spiel verloren und glaubt mir, wenn ich sage, die Emotionen waren überwältigend für alle, was ich nie so erwartet hätte. Tränen sind gefallen, Umarmungen wurden gegeben und die Stimmung war sentimental. Am nächsten Tag ging es dann nach Hause und die Saison war endgültig vorbei.

Basketball hat monatelang so eine große Rolle in meinem Leben gespielt, dass es wirklich komisch war, mal früh zu Hause zu sein oder wieder Zeit für Freunde zu haben. Dann stand nur noch unser Basketball Banquet an, bei dem unsere Trainer über jeden einzelnen Spieler gesprochen haben und bestimmte Spieler, die wir vorher anonym gewählt haben, Preise bekommen haben. Überraschenderweise habe ich das Banquet als die Spielerin, die sich am meisten verbessert hat verlassen, was genau wie die Worte meines Trainers das Ende der Saison nicht einfacher gemacht hat.

Ein weiteres Highlight der letzten Zeit war mein Geburtstag: Ende März wurde ich hier 17 und meine Gastfamilie hat etwas ganz besonderes daraus gemacht. Am Tag meines Geburtstags hat meine Gastmutter mir ganz aufgeregt mein Geschenk übergeben: Das Promkleid meiner Träume, für das ich ehrlicherweise zu geizig war, um es selbst zu kaufen. Ich hätte damit nie gerechnet und die Überraschung ist definitiv gelungen. Nach der Schule waren wir dann gemeinsam essen und dann war der Tag auch schon vorbei. Auch wenn er anders als meine Geburtstage in Deutschland war, hatte ich einen wundervollen Tag.

Das nächste große Event war Prom und wow, Prom war wundervoll. Prom ist hier ein wichtiger Ball gegen Ende des Schuljahres, alle waren schick gekleidet, aber ich fange mal von vorne an. Am Donnerstag vor Prom ist meine Flughafen-Freundin Lea wieder zu mir nach Wisconsin gekommen, um mitzufeiern. An meiner High School ist üblicherweise der Junior Prom der wichtigste, weshalb wir Juniors Prom organisiert und alles dafür aufgebaut haben und deswegen zwei Tage keine Schule hatten.

Am eigentlichen Prom-Tag sind wir früh aufgestanden, um uns fertig zu machen, was wirklich einige Stunden gebraucht hat. Nachdem wir ganz viele Bilder gemacht haben, sind wir essen gegangen, bis es dann endlich zum Tanz ging. Da der Junior Prom ja der »wichtigste« ist, wurden wir Juniors alle einzeln aufgerufen und hatten anschließend einen Tanz mit unseren Eltern, bis dann alle gemeinsam getanzt haben. Um Mitternacht war der Tanz dann auch schon vorbei und ein Zauberer kam an unsere Schule. Nach seiner Vorführung bin ich dann noch zu Freunden nach Hause gegangen und war so erst gegen fünf Uhr zu Hause. Meine Flughafen-Freundin ist dann Dienstagmorgen leider auch schon nach Hause geflogen, deswegen ist Schlaf ziemlich auf der Strecke geblieben, aber das war es wert.

Unglaublich, aber das war mein letzter Bericht aus den USA, der nächste kommt erst, wenn ich schon wieder in Deutschland bin. Ich bin sehr, sehr dankbar für alles, das ich erleben durfte, von dem ich leider nur einen Bruchteil hier beschreiben konnte. Dieses Jahr hat mich auf so viele Arten und Weisen verändert, und ich habe Freundschaften geschlossen, die ich nie erwartet hätte. Ich hatte das Jahr meines Lebens, das ich nun nur noch fünf Wochen leben darf. Also, wenn ihr die Möglichkeit habt, auch wenn es angsteinflößend scheint, geht. Verlasst alles, was ihr kennt und geht. Ihr werdet es nicht bereuen.

Viele Grüße aus dem immer noch kalten Wisconsin und bis zum nächsten Mal!

Eure Emmy